Sportlich und zielorientiert im wahrsten Sinne des Wortes verlief die Mitgliederversammlung der Sportfamilie des Landkreises. Der Kreissportbund (KSB) hatte alle Sportvereine des Saale-Holzland-Kreises und Fachverbände in die Mensa des Eisenberger Friedrich-Schiller-Gymnasiums geladen und es folgten knackige 75 Minuten, in denen ohne Umschweife auf die Stärken und Herausforderungen hingewiesen wurde.
Der Hermsdorfer Michael Stahn hielt den Bericht des KSB-Vorstandes und freute sich, dass die Mitgliederzahl mit 10.960 an die 11.000er Marke kratzt. Damit ist und bleibt die Sportfamilie die größte Bürgervereinigung im Landkreis. Seinem Dank für die unermüdliche Arbeit in den Sportvereinen schloss er mehrere Punkte an, die kurzfristig besonders wichtig sind. Einmal wäre da die Sportstätten-Rahmenleitplanung, die mit dem Landratsamt schnellstens auf den Weg gebracht werden muss. Um den Förderfluss von Geldern für den Sportstättenbau in den Saale-Holzland-Kreis zu gewährleisten, muss das Papier bis Jahresende verabschiedet sein. Der KSB sieht sich dabei als Begleiter und Mitgestalter bei der Erarbeitung.
Ein weiterer Punkt betrifft das Schwimmen. „Wir haben ein Defizit beim Schwimmen, das noch nie so hoch war wie heute“, mahnte Stahn. Kinder und auch Erwachsene würden in der Breite nicht die Schwimmfähigkeiten besitzen, wie es noch vor drei Jahrzehnten der Fall war. Hier gilt es, mit der Politik und der Bildungslandschaft verbindlichere und nachhaltige Strukturen zu schaffen.
Ein dritter Punkt war ein Feld, dass mit der Statistikmeldung zum Ende des Jahres deutlich geworden ist. Ziel des Landessportbundes (LSB) war und ist es, dass die Sportvereine alle ihre Mitglieder neben der betriebenen Sportart auch einem Fachverband zuordnen. Da der Breitensport allerdings sehr stark ausgeprägt ist, fiel das den Vereinen schwer. Außerdem wurden die Strukturen der Fachverbände und deren Attraktivität hinterfragt. Wenn Sportvereinsmitglieder sich einmal in der Woche z.B. in einer Fitnessgruppe treffen und keinen Wettkampfsport betreiben, worin bestünde da der Anreiz, in einem Fachverband Mitglied zu sein? Daher schlug Stahn vor, beim LSB über eine einzuführende Breitensportsparte nachzudenken.
Silva Fricke, Vorsitzende der Kreissportjugend, ergänzte die Ausführungen und nahm Bezug auf die bevorstehenden Herausforderungen für Vereine. Bis 2029 soll jeder Verein ein Kinderschutzkonzept vorweisen. Die Sportjugend und die Mitarbeiter werden alle Vereine in dem Prozess der Erarbeitung begleiten. Ebenso Priorität hat das Thema Ehrenamt. Da es nicht leichter geworden ist, Ehrenamtliche zu akquirieren, muss eine stärkere Anerkennung erfolgen. Schon junge Ehrenamtliche sollen stärker unterstützt und wertgeschätzt werden. Daher wurde eine Ehrenordnung für junges Ehrenamt entworfen und in der Mitgliederversammlung verabschiedet. „Die dort beschriebene Ehrungskultur wollen wir leben“, so Fricke.
Lutz Scherf, der als Vertreter des LSB den Abend verfolgte, lobte anschließend in seinen Worten den Pragmatismus des KSB und der Sportfamilie. Eine Herangehensweise, die an der Praxis orientiert ist, würde eben auch entsprechende Ergebnisse bringen. Er hob das gute Zusammenwirken des LSB mit dem KSB hervor und versprach, mit Blick auf den offenen Sportstätten-Rahmenleitplanung im SHK, dass sich die Dachorganisation noch stärker für den Sportstättenbau und deren Förderung einsetzen wird. Nach einer aktuellen Studie wird der Investitionsstau in Thüringen derzeit auf 1,3 Milliarden Euro geschätzt. Folglich besteht Handlungsbedarf.
In der Diskussion sprach Rudolf Wolther, Vorsitzender der Camburger Bogenschützen, allen Vereinen aus der Seele. Er betonte, dass beim Blick auf die Verwaltungen und die Aufgabenfülle für Vereine das politisch so oft zitierte Wort der Entbürokratisierung doch bitte endlich in die Tat umgesetzt werden muss. Wolther: „Das Versprechen zur Entbürokratisierung war bisher nur ein ständig wiederholtes Lippenbekenntnis.“ Vereinfachungen z.B. bei der Mitgliedermeldung wären wünschenswert.
Im weiteren Versammlungsverlauf wurde eine Satzungsanpassung vorgenommen und auf die Personalentwicklung im Vorstand reagiert. Michael Stahn (SV Hermsdorf) wählten die Anwesenden zum neuen stellvertretenden Vorsitzenden. Johann Waschnewski (SV Blau-Weiß Bürgel) hatte zuvor wegen seiner Wahl zum Landrat eben dieses Amt abgegeben. Er bleibt dem Vorstand aber als Besitzer erhalten. Neu im Vorstand ist Bernd Bock, der Albrecht Scheunemann ersetzt. Der Gründungsvater des Kreissportbundes hat sich aus der aktiven Vorstandsarbeit zurückgezogen.